Krankenhausreform - Chronologie, Eckpunktepapier & Krankenhaus Level 1i
Die Chronologie der Krankenhausreform in Kürze
Im Jahr 2022 standen die Stellungnahmen der Regierungskommission im Mittelpunkt. Die Fülle neuer Reformvorschläge und ihre Auswirkungen waren für Krankenhäuser und Stakeholder kaum zu erfassen. Abbildung 1 gibt einen schnellen Überblick vom Start der Reform bis zur geplanten Einführung im nächsten Jahr 2024.
Abbildung 1: Chronologische Entwicklung der Krankenhausreform im Jahr 2022 und 2023
Die erste Stellungnahme "Empfehlungen der AG Pädiatrie und Geburtshilfe für eine kurzfristige Reform der stationären Vergütung" markierte den Start des Reformvorhabens, deren Ziel es war eine flächendeckende, qualitativ hochwertige und wohnortnahe Versorgung mit Pädiatrie und Geburtshilfe sicherzustellen. Geburtshilfen und Pädiatrien sollen möglichst in Zentren zusammengeführt werden und es wurde kurzfristig zum 01.01.2023 zusätzliche Finanzmittel für Pädiatrien und Geburtshilfen bereitgestellt. Die zweite Stellungnahme "Tagesbehandlung im Krankenhaus zur kurzfristigen Entlastung der Krankenhäuser und des Gesundheitswesens" versuchte das Thema Tagesbehandlung und Ambulantisierung in der Vordergrund zu rücken, wurde aber von den Kliniken bislang kaum genutzt. Die dritte und umfangreichste Stellungnahme "Grundlegende Reform der Krankenhausvergütung" stellte mit der potenziellen Einführung von Krankenhausleveln, Leistungsgruppen und Vorhaltevergütungen das größte Änderungspotenzial dar. Die vierte Stellungnahme "Reform der Notfall- und Akutversorgung in Deutschland Integrierte Notfallzentren und Integrierte Leitstellen" richtete sich an eine Neuordnung der Notfallversorgung, die aber im Rahmen der umfangreiche Diskussionen um die Reform eher untergegangen ist. Der Kerngedanke einer besseren Koordination von Angebot und Nachfrage in der Notfallversorgung sollte allerdings zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgegriffen werden.
Abbildung 2: Geplanter ambulanter Routinedatensatz
Nach der vierten Stellungnahme sorgte die Bekanntgabe der Digitalstrategie "Daten für ein besseres Gesundheitswesen" des Bundesminsteriums für Gesundheit für Furore. Neben vielen eher untergeordneten Themen, ist für die Analyse das Thema ambulante Daten von großer Bedeutung. Im Rahmen der Krankenhausreform und der zunehmenden Ambulantisierung sowie sektorübergreifenden Versorgung soll es einen ambulanten Routinedatensatz geben, der die in Abbildung 2 dargestellten variablen beinhalten soll.
Die fünfte Stellungnahme "Verbesserung von Qualität und Sicherheit der Gesundheitsversorgung Potenzialanalyse anhand exemplarischer Erkrankungen" stand dann ganz im Zeichen der Qualität. Hierbei wurden zwei Kernprobleme in den Fokus der Untersuchung gerückt.
Erstens sei die Ergebnisqualität ist in der bestehenden Kliniklandschaft heterogen. Zweitens liege Deutschland trotz einer hoher Bettendichte, einer hohen Anzahl an Krankenhausbehandlungen und hoher Ausgaben gemessen am BIP Deutschland bei der Behandlungsqualität im OECD-Vergleich nur im Mittelfeld. Die Untersuchung, die in Branchenkreisen umstritten war und zu heftigen Diskussionen führte, kam zu den Ergebnissen, dass die Behandlung von bösartigen Tumoren in Krebszentren und die Behandlung von Schlaganfällen in Schlaganfallzentren (Stroke Unit) zu besseren klinischen Ergebnissen führen. Darüber hinaus sieht die Studie Zusammenhänge zwischen Mindestmengen und Behandlungsergebnissen bei der Endoprothetik.
Am 10.07.2023 einigten sich Bund und Länder schließlich auf ein Eckpunktepapier zur Krankenhausreform, das viele Bereiche noch nicht endgültig regelt, aber zu potenziell großen Veränderungen in der Krankenhauslandschaft führen könnte. Während der Sommerpause soll nun der Gesetzesentwurf erarbeitet werden, der dann Ende des Jahres verabschiedet werden soll. Am 01.01.2024 ist geplanter Reformstart.
Das Eckpunktepapier: Inhalte, Auswirkungen & Level 1i Krankenhäuser
24 Monate & zwei Hauptakteure entscheiden über den Revolutionscharakter der Reform
Tagessatz inklusive ärztlicher Anteil:
- Kosten für stationäre Pflege
- Vorhaltung der Leistung
- Festangestellte Ärzte
Tagessatz exklusiv ärztlicher Anteil:
- Kosten für stationäre Pflege
- Vorhaltung der Leistung
- Arzt rechnet nach EBM oder GOÄ abWas ist ein Level 1i Krankenhaus? | Welche Leistungen kann ein Level 1i Krankenhaus erbringen? |
Gemäß Eckpunktepapier zwischen Bund und Ländern vom 10.07.2023 sind Level 1i-Krankenhäuser sektorenübergreifende Versorger, die Plankrankenhäuser nach § 108 Nummer 2 SGB V sind, soweit sie stationäre Leistungen erbringen. Sie zeichnen sich durch ein hybrides Modell aus wie zum Beispiel bettenführende Primärversorgungszentren (PVZ), Regionale Gesundheitszentren (RGZ), integrierte Gesundheitszentren (IGZ) oder andere ambulant-stationäre Zentren. | Gemäß Eckpunktepapier vom 10.07.2023 „…wird bundesgesetzlich ein Katalog von stationären Leistungen definiert, die zukünftig nicht von sektorenübergreifenden Versorgern (Level Ii-Krankenhäuser) erbracht werden dürfen.“ festgelegt.
Folgende Leistungen sind für Level 1i Krankenhäuser vorgesehen: - stationäre Allgemeinmedizin oder Geriatrie, Innere Medizin und Chirurgie - Ambulante Leistungen im Rahmen vertragsärztlicher Ermächtigungen - Leistungen aus AOP-Katalog - Hybrid-DRGs nach §115f SGB V - Belegärztliche Leistungen - Leistungen der Pflege nach SGB V oder SGB XI (aber keine stationäre Langzeitpflege) - Der Leistungsumfang wird auf Ortsebene zwischen den Vertragsparteien geregelt! |
Business Case Level 1i Krankenhaus
Wie könnte ein Business Case für ein Level 1i Krankenhaus aussehen und wie können sich umliegende Kliniken auf die Patientenwanderungen vorbereiten?
Das haben wir in einer ausführlichen Live-Analytics Session diskutiert und ist hier On-Demand verfügbar.
Folgende Punkte hierzu in Kürze: Krankenhäuser, die zu Level 1i Häusern transformiert werden, sind keineswegs die "Verlierer" der Reform oder werden in Zukunft wirtschaftlich schlecht aussehen! Ganz im Gegenteil! Der Business Case eines intersektoralen Versorgers kann wirtschaftlich sehr solide und profitabel gestalten werden, was im Eckpunktepapier durch die Formulierung "wirtschaftlich auskömmliche Tagessätze" unterstrichten wird. Entscheidend wird für Kliniken eine gute Vorbereitung und Analyse, um das richtige Leistungsspektrum mit den richtigen Ressourcen anbieten zu können. Diese Analysen führen wir mit unseren Level 1i Dashboards im BinDoc Cube und den Reform-Checks durch. Viele Beispiele aus unserer Bilanzdatenbank bestätigen, dass kleine Krankenhäuser durchaus wirtschaftlich geführt werden können. Die zusätzliche Mitfinanzierung der Investitionskosten durch die Länder, macht die Transformation deutlich attraktiver!