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Wirtschaftsplanung im Krankenhaus in unsicheren Zeiten – So gehen Sie vor!

Die jährliche Wirtschaftsplanung sollte in den nächsten Wochen fertiggestellt werden, und das Jahr 2025 bringt einige besondere Herausforderungen für Kliniken mit sich. Unsicherheiten durch die bevorstehende Krankenhausreform, der zunehmende Trend zur Ambulantisierung, Hybrid-DRGs sowie sich verändernde Wettbewerbsbedingungen erfordern ein besonders sorgfältiges und strategisches Vorgehen.

Doch wie können Sie in diesem Umfeld eine belastbare und erfolgreiche Wirtschaftsplanung aufstellen? Wir haben für Sie einen 7-Punkte-Plan zusammengestellt, der Ihnen hilft, auch unter schwierigen Rahmenbedingungen die Weichen für ein erfolgreiches Jahr 2025 zu stellen.

1. Analyse der politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen

Die Krankenhausreform wird zahlreiche Änderungen mit sich bringen, die unmittelbare Auswirkungen auf die Finanzierung und Leistungserbringung im Krankenhaus haben werden. Starten Sie Ihre Planung mit einer detaillierten Analyse der Reforminhalte und prüfen Sie, wie diese sich auf Ihre Einrichtung auswirken. Dies kann weitreichende Konsequenzen auf eine Anpassung der Medizinstrategie, der Finanzierung, regulatorische Anforderungen und mögliche Änderungen bei der Personalplanung erfordern. Wir empfehlen die Durchführung eines Reformchecks, der Transparenz über die möglichen Konsequenzen liefern kann. In den Reformchecks schaffen wir Transparenz zu Leistungsbereichen und Leistungsgruppen, der Erfüllung von Qualitätsvoraussetzungen sowie zur Markt- und Wettbewerbssituation. Vorhaltevergütung und Mindestfallzahlen können darüber hinaus eine Rolle spielen, die im Rahmen eines Checks betrachtet werden können.

Fachabteilungen vs Leistungsgruppen-1
Fachabteilungen vs Leistungsgruppen, Quelle BinDoc Cube
Prüfung Qualitätskriterien
Prüfung Qualitätskriterien & Mindeststrukturvoraussetzungen, Quelle BinDoc Klinik Browser
Leistungsbereiche und -gruppen Kardiologie Wettbewerber
Leistungsbereiche und -gruppen: Regionale Analyse des Leisutngsbereiches Kardiologie und Leistungsgruppe Interventionelle Kardiologie, Quelle BinDoc Wettbewerbsanalyse

2. Szenario-Planung einbeziehen

In unsicheren Zeiten ist es besonders wichtig, mehrere Szenarien zu entwickeln. Arbeiten Sie mit verschiedenen Annahmen und planen Sie alternative Zukunftsszenarien ein, um flexibel auf Veränderungen reagieren zu können. Ein realistisches Szenario könnte beispielsweise einen starken Anstieg der Ambulantisierung vorsehen, während ein anderes von einer moderaten Umsetzung der Reform ausgeht. So können Sie flexibel auf unvorhergesehene Entwicklungen reagieren.

Neben den klinikinternen Szenarien sollten auch Marktszenarien modelliert werden. Mögliche Szenarien können in der aktuellen Zeit die Schließung von Kliniken oder Leistungsbereichen sein. Für die Ressourcenplanung ist es von großer Bedeutung zu wissen wieviele und welche Art von Fälle bei der Schließung einer benachbarten Klinik oder einzelnen Fachbereichen auf die eigene Klinik zukommen können. Je nach Szenario können dann frühzeitig infrastrukturelle und personelle Ressourcen im richtigen Maße aufgebaut werden.

Patientenherkunft der zu schließenden Klinik
Patientenherkunft der zu schließenden Klinik oder der zu schließenden Fachabteilung/Leistungsgruppe, Quelle BinDoc Szenarioanalyse
Neuverteilung der Patienten auf geographisch nahegelegene Kliniken
Neuverteilung der Patienten auf geographisch nahegelegene Kliniken, Quelle BinDoc Szenarioanalyse
Darstellung der neuverteilten Fälle nach ICD-Gruppen und ICD-Ziffern

Darstellung der neuverteilten Fälle nach ICD-Gruppen und ICD-Ziffern, Quelle BinDoc Szenarioanalyse

3. Ambulantisierung als Chance begreifen

Der Trend zur Ambulantisierung ist unverkennbar und wird durch die politischen Rahmenbedingungen weiter forciert. Prüfen Sie, wie Sie diesen Trend aktiv nutzen können, um neue ambulante Versorgungsstrukturen aufzubauen oder bestehende zu erweitern. Dieser Schritt erfordert möglicherweise Investitionen in ambulante Leistungen, die mittelfristig jedoch dafür sorgen, dass die Patienten in der für sie richtigen Infrastruktur effizient behandelt werden können. In unserer Live-Analytics Session - "Was tun mit dem ambulanten Potenzial", die am 11.09.2024 stattfindet und deren Aufzeichnung im Anschluss bereitgestellt wird, werden wir Möglichkeiten aufzeigen, wie die ambulante Transformation gelingen kann. Grundsätzlich sollte eine Klinik zunächst Transparenz in das eigene Leistungsspektrum bringen und die ambulanten Potenziale auf Krankenhaus und Fachabteilungs-/Leistungsgruppenebene ermitteln. Hierdurch wird für die Wirtschaftsplanung auch klar aufgezeigt, welcher Umsatzanteil betroffen ist.

Ambulantes Potenzial und Klinik-, Fachabteilungs- und Leistungsgruppenebene-1

4. Hybrid-DRGs: Optimierung der Erlösmodelle

Die Einführung von Hybrid-DRGs, also gemischten Abrechnungsmodellen für stationäre und ambulante Leistungen, stellt Krankenhäuser ebenfalls vor neue Herausforderungen, wenngleich der Anteil des Hybrid-DRG Startkatalogs im Leistungsportfolio der Kliniken noch sehr klein ist. Nichtdestotrotz lohnt es sich, die Abrechnungsmöglichkeiten genau zu analysieren und zu prüfen. Ziel ist es, die Erlösmodelle und Prozesse zu optimieren. Analog zum Ambulantisierungspotenzial sollte für das Hybrid-DRG Potenzial des Startkatalogs und des erweiterten Katalogs Transparenz geschaffen werden, um potenzielle Erlöseffekte für die Wirtschaftsplanung ermitteln zu können. Mehr Informationen zu den Hybrid-DRGs finden Sie auf unserer Seminarplattform.

5. Markt- und Wettbewerbsanalyse und -strategie überdenken

Die veränderten Wettbewerbsbedingungen machen es erforderlich, eine aktuelle Analyse des Wettbewerbsumfelds vorzunehmen. Dies sollte im Rahmen eines Reformchecks durchgeführt, da sich die Marktsituation durch die Reform, aber auch andere Effekte wie die finanzielle Schieflage vieler Kliniken, stark verändert. Identifizieren Sie Ihre direkten und indirekten Wettbewerber. Hierbei spielen sowohl Krankenhäuser als auch ambulante Versorgungseinrichtungen eine Rolle. Auf Basis dieser Analyse sollten Sie Ihre eigene Positionierung und Strategie für 2025 überdenken und anpassen. Durch die zunehmende Aufweichung der Sektorentrennung werden auch Kooperationen mit niedergelassenen Ärzten oder die Gründung von MVZs mit der Übernahme von Praxen immer wichtiger. Ebenfalls können Kooperationen mit anderen Kliniken im Rahmen der Krankenhausreform sinnvoll werden, wenn es darum geht sich bei Leistungsgruppen mit Mindestfallzahlen zu positionieren. Die Wettbewerbsanalyse sollte mindestens auf Fachabteilungslevel besser aber für einzelne Leistungsgruppen durchgeführt werden, um die Fallzahlen der nächsten Jahre und die entsprechenden Auswirkungen auf die Erlössituation abschätzen zu können.

Bei der Marktanalyse liegt der Fokus im Vergleich zur Wettbewerbsanalyse eher auf den Potenzialen an Fällen im Status Quo sowie der Zukunft, die im regionalen Zielmarkt überhaupt vorhanden sind. Hierbei sollte die eigene Fallzahl je Leistungsgruppe oder auch Diagnose und Prozedur im Vergleich zum Marktpotenzial betrachtet werden. Dies unterstützt die Evaluierung des Potenzials  der eigene Klinik im Status Quo und in den nächsten Jahren in bestimmten Fachgebieten oder Leistungsgruppen. Aus den Marktanteilen lassen sich dann klare Potenziale für die Wirtschaftsplanung ableiten, sowie Strategieansätze, ob und in welchem Umfang Fachbereiche und Leistungsgruppen zum Beispiel aufgrund der demographischen Prognosen aus-, ab- oder umgebaut werden müssen.

Wettbewerbsanalyse der Leistungsgruppe Gefäßmedizin 50km Radius um Tübingen
Wettbewerbsanalyse der Leistungsgruppe Gefäßmedizin 50km Radius um Tübingen, Quelle BinDoc Wettbewerbsanalyse
Marktanteile und Fallzahlpotenzial der Leistungsgruppen Knie- und Hüftendoprothetik im Zielmarkt
Marktanteile und Fallzahlpotenzial der Leistungsgruppen Knie- und Hüftendoprothetik im Zielmarkt, Quelle BinDoc Potenzialanalyse

6. Ressourcenplanung insbesondere Personalplanung

Nachdem die Rahmenbedingungen, des Leistungsspektrums sowie Markt- und Wettbewerber analysiert sind und hierdurch die strategische Ziele mit entsprechendem Erlösvolumen definiert wurden, spielt die Ressourcenplanung eine zentrale Rolle im Krankenhaus. Die Kernressource stellt mit ca. 60-80% der Kosten das Personal dar. Aber auch die Infrastruktur und der medizinische Bedarf sollten im Rahmen der Wirtschaftsplanung detailliert analysiert werden

Ein zielführender Ansatz der Ressourcenplanung ist die Orientierung an den geplanten Behandlungskapazitäten und den Fallzahlen je Leistungsgruppe. Im besten Fall liegt eine Kostenträgerrechnung vor, so dass die Ressourcen (Kosten) den Erlösen direkt auf Leistungsgruppenebene gegenübergestellt und weiter geplant werden können. Wie dies funktionieren kann, haben wir hier erläutert.

Aber auch ohne Kostenträgerrechnung lassen sich mit Analysetools die Sollkosten für ein definiertes Leistungsvolumen schnell ermitteln. Hierbei kann pro Fachabteilung oder für einzelne Leistungsgruppen auf Basis von Routinedaten der Ressourcenbedarf für das Personal, den medizinischen Bedarf und die Infrastruktur ermittelt werden. 

Sollkostenermitllung auf Leistungsgruppenebene, Beispiel Leistungsbereich Orthopädie Unfallchirurgie
Sollkostenermitllung auf Leistungsgruppenebene, Beispiel Leistungsbereich Orthopädie Unfallchirurgie, Quelle BinDoc DRG Benchmarking
Kostenträgerrechnung auf Leistungsgruppenebene, Beispiel Leistungsbereich Orthopädie Unfallchirurgie
Kostenträgerrechnung auf Leistungsgruppenebene, Beispiel Leistungsbereich Orthopädie Unfallchirurgie, Quelle BinDoc DRG Benchmarking

 

7. Digitalisierung als Effizienztreiber nutzen

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist ein Schlüsselfaktor, um Effizienzgewinne zu erzielen und gleichzeitig die Patientenzufriedenheit zu erhöhen. Überlegen Sie, welche Prozesse in Ihrer Einrichtung digitalisiert werden können, um Ressourcen effizienter zu nutzen. Von der Patientenaufnahme bis hin zur Abrechnung und Dokumentation bieten digitale Tools die Möglichkeit, Arbeitsprozesse zu optimieren und Kosten zu senken. Wir nutzen hierzu insbesondere das Kennzahlen Benchmarking, um auf Basis eines homogenen Vergleiches von Kliniken für definierte Kennzahlen das Effizienzpotenzial einschätzen zu können.

Prozesskennzahlen klinische Behandlung
Prozesskennzahlen klinische Behandlung mit Benchmarking, Quelle BinDoc Cube
Kennzahlenbenchmarking zur Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung
Kennzahlenbenchmarking zur Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung, Quelle BinDoc Kennzahlenbenchmarking

Fazit: Erfolgreiche Wirtschaftsplanung trotz Unsicherheiten

Die Wirtschaftsplanung 2025 erfordert von Krankenhäusern ein hohes Maß an Flexibilität und strategischem Weitblick. Durch eine gezielte Analyse der Rahmenbedingungen, eine vorausschauende Szenario-Planung und die Nutzung von Chancen wie der Ambulantisierung oder Digitalisierung können Sie auch in unsicheren Zeiten erfolgreich agieren. Der 7-Punkte-Plan hilft Ihnen dabei, Ihre Planung so zu gestalten, dass Sie auf Herausforderungen vorbereitet sind und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen.