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Mission: Infektionsprävention - Hartmann AG und BinDoc GmbH verbessern Hygienemanagement im Gesundheitswesen

Die Hartmann AG ist ein Medizinprodukte- und Desinfektionsmittelhersteller in Heidenheim. Sie hat das Mission: Infection Prevention (M: IP®) Programm aufgesetzt mit dem Ziel die Reduktion der nosokomialen Infektionen weiter voranzutreiben und sich mit ihren Produkten und Lösungen vom Mitbewerber abzuheben. Unter einer nosokomialen Infektion versteht man eine Infektion, die Patientinnen und Patienten im Zusammenhang mit einer medizinischen Maßnahme erwerben, die zum Beispiel in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder auch in ambulanten Praxen erfolgt ist. Thomas Häni, Leiter der globalen Initiative zur Vermeidung von nosokomialen Infektionen, spricht über die Zusammenarbeit mit der BinDoc GmbH

Herr Haeni, könnten Sie mehr über das Programm "Mission: Infection Prevention (M: IP®)" von Hartmann AG erzählen und wie es dazu beigeträgt, Infektionsprävention in Krankenhäusern zu verbessern?

Die Mission: Infektion Prevention ist ein Programm, das die Hartmann AG aufgesetzt hat mit dem Ziel die Reduktion der nosokomialen Infektionen weiter voranzutreiben. Als Medizinprodukte- und Desinfektionsmittelhersteller sind wir kompetent auf dem Gebiet der Infektionsprävention und möchten uns mit unseren Produkten und Lösungen vom Mitbewerber abheben.

Welchen vielseitigen Ansatz verfolgt M: IP® und wie wird es bei der Analyse des Infektionsgeschehens angewendet?

M: IP® verfolgt einen multimodalen Ansatz bei der Infektionsprävention, der verschiedene Interventionen kombiniert, um nosokomiale Infektionen zu verhindern. Es fokussiert hauptsächlich auf bakterielle Risiken, welche v.a. durch Kontaktübertragung verbreitet werden. Die Barrieren können wir gut steuern durch Schutzausrüstungen (Masken, Handschuhe, Mäntel etc.), Händedesinfektion, Flächeninfektion und anderen Maßnahmen, die verhindern, dass Übertragungen von Keimen bestehen. Dazu gehören digitale Lösungen wie Apps zur Verbesserung der Hygiene-Compliance und prädiktive Software zur frühzeitigen Diagnose von Infektionen, sowie innovative digitale Softwaretools, die Entscheidern im Krankenhaus über Hygiene-Dashboard-Funktionen ermöglichen, die Infektionsentwicklungen zu erfassen, auszuwerten und zu verbessern. Darüber hinaus werden Ansätze aus dem Qualitätsmanagement der Industrie übernommen, um Prozesse zu optimieren und eventuell zusätzliche Maßnahmen einzuführen. Dies können Produkte, Schulungen oder Hinweise am Point of Care umfassen, die agierende Menschen auf Fehler hinweisen und sie bei der Verbesserung ihrer Hygienepraktiken unterstützen.

Welche konkreten Vorteile bietet das M: IP® §21-Analysis-Modul von BinDoc und Hartmann bei der Erkennung und Prävention nosokomialer Infektionen auf Einrichtungsebene im Vergleich zu herkömmlichen Überwachungssystemen, wie das Krankenhaus- oder Gesundheitseinrichtungsinfektions-Surveillance-System (KISS)?

Das M: IP® §21-Analysis-Modul von BinDoc und Hartmann bietet gegenüber herkömmlichen Überwachungssystemen, wie KISS, konkrete Vorteile bei der Erkennung und Prävention nosokomialer Infektionen. Die bereits vorhandenen Daten werden automatisiert ausgewertet und bieten dem Hygieniker eine Basis für gezielte Analysen und Maßnahmen. In anderen Überwachungssystemen müssen die unstrukturierten Daten mühsam zusammengesucht werden aus Labordaten, aus den Symptombeschreibungen in Patientenberichten oder aus den Fieberkurven in der Patientenakte. Die Verknüpfung von Abrechnungsdaten mit Kostenanalysen bietet zudem die Möglichkeit, den finanziellen Aufwand für nosokomiale Infektionen genau zu ermitteln und Optimierungspotenziale aufzudecken. Das ist einmalig. Dadurch können Prozesse verbessert und Kosten gesenkt werden. Das Modul kombiniert die Expertise von Hartmann in der Infektionsprävention mit der Big-Data-Analytik von BinDoc und bietet so eine innovative Lösung für Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen.

Wie unterstützt Ihre digitale Plattform, die in Zusammenarbeit mit BinDoc entwickelt wurde, Krankenhäuser bei der Vereinfachung der Analyse und Kostenfolge im Zusammenhang mit nosokomialen Infektionen?

Wir führen präzise Schätzungen zur Identifikation von Opportunitätskosten im Krankenhaus durch, die auf retrospektiven Big Data-Analysen basieren. Das Tool hilft, die Fälle zu identifizieren, welche durch eine nosokomiale Infektion eine längere Verweildauer und damit auch einen verminderten Erlös hatten. Damit können Krankenhäuser ihre Behandlungsprozesse überprüfen und entscheiden, wo Prozessoptimierungen nötig sind.

Wie detailliert können Sie mithilfe von der Analysemöglichkeiten von BinDoc aufschlüsseln, in welchen Fachabteilungen, bei welchen Hauptdiagnosen Optimierungspotential besteht?

Das M: IP®-Tool kann bis auf Patientenebene detaillierte Daten liefern, wobei die Daten für uns anonymisiert und für die Klinik pseudonymisiert sind. Dies ermöglicht eine sehr genaue Identifikation derjenigen Patienten, welche eine nosokomiale Infektion entwickelt haben. Das Tool nutzt bereits vorhandene standardisierte Datensätze, wobei die Kodierung primär auf Basis der nach §21 des KHEntgG bestehenden Regeln erfolgt. Zusätzliche Kodierungen, wie die von uns vorgeschlagenen Erreger-Codes (B-Codes) sind leider nicht immer vorhanden, würden jedoch eine bessere Auswertung ermöglichen - bei geringem Zusatzaufwand bei der Codierung.

Können Sie ein Beispiel-Krankenhaus nennen mit Fallzahlen und Kosten von nosokomialen Infektionen auf Einrichtungsebene? Wie wurden diese durch die Anwendung des M: IP® §21-Analysis-Moduls gesenkt?

Wir haben 13 Häuser einer Krankenhausgruppe analysiert und Optimierungspotenziale identifiziert. Die klinikeigenen Datenanalysten haben mittels unserer Best Practice-Hinweise eigene Analysen durchgeführt. In einem Beispiel ist uns ein 90%iger Rückgang der nosokomialen Infektionen in der Urologie aufgefallen. Dies konnte im Gespräch mit der Klinikleitung einem Chefarztwechsel und der Einführung minimalinvasiver Techniken mit Robotik zugesprochen werden.

Wo fließen beim ganzheitlichen Ansatz der Hartmann AG die Analysemöglichkeiten von BinDoc ein?

Die Hartmann AG nutzt BinDoc hauptsächlich für Analysen im Rahmen ihres ganzheitlichen Ansatzes, der aus Analyse, Potenzialerkennung, Umsetzung und Surveillance besteht. Dabei ist Datenschutz essenziell. Auf Basis dieser Analysen können wir den Kunden maßgeschneiderte Angebote zur Verbesserung der Hygiene anbieten. Gut ist jeweils auch die Möglichkeit, die Resultate einer Klinik im Vergleich zum Benchmark zu stellen. Dies kann dazu beitragen, dass man sich kontinuierlich verbessern will. Die Nutzung von Benchmarks u.a. auch der Inzidenzen von nosokomialen Infektionen ist z.B. in den USA Teil der Qualitätskriterien für Krankenhäuser. Das könnte auch in Deutschland in Zukunft ein Modell werden.

Wie unterstützt Ihre Lösung konkret medizinisches Fachpersonal und Hygienebeauftragte dabei, das Risiko einer nosokomialen Infektion systematisch zu senken und Transparenz beim Schutz von Patienten und Personal zu erreichen?

Unsere Lösung unterstützt medizinisches Fachpersonal und Hygienebeauftragte durch die Beobachtung und Optimierung von Prozessen, Schulungen und Bereitstellung von Produkten am Point of Care (Vermeidung von unnötigen Wegstrecken). Beispiele sind die korrekte Anwendung von Harnwegskathetern, die eine hohe Kontaminationsanfälligkeit haben. Außerdem klären wir beispielsweise auf, dass Einmal-Handschuhe kontaminiert sein können und die Händedesinfektionsroutine nicht ersetzen. Wir sorgen zudem, dass Desinfektionsspender leicht zugänglich am Bett des Patienten verfügbar sind.

Wie sieht die Vision von Hartmann AG und BinDoc für die Zukunft der Infektionsprävention in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen aus, und welche innovativen Ansätze und Lösungen werden entwickelt, um dieses Ziel zu erreichen?

Wir wollen gemeinsam mit der Krankenhausbelegschaft die medizinische Tätigkeit in den Vordergrund stellen und die Hygiene-Abläufe so vereinfachen, dass durch die optimierten Prozesse Infektionen vermieden werden und damit auch die Behandlungsqualität gesteigert werden kann.

Vielen Dank für das ausführliche Interview, Thomas Haeni!

Hier noch einige Auszüge aus dem M: IP® §21-Analysis-Modul

 

 

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